Lippenstifte im Test
Alle Produkte enthalten die kritische Substanz Titandioxid. Chanel und Catrice sind wegen weiterer Problemstoffe nicht zufriedenstellend.
Das weißende Farbpigment Titandioxid steht schon länger im Verdacht, Krebs zu verursachen. Deshalb hat hat die EU die Verwendung von Titandioxid als Lebensmittelzusatzstoff ab Mitte 2022 verboten. In anderen Produkten, darunter Kosmetika, ist es weiterhin erlaubt.
Die vom Testmagazin KONSUMENT in Kooperation mit der Stiftung Warentest untersuchten Lippenstifte enthalten rund 4 bis 13 Prozent Titandioxid. Wer den am stärksten belasteten Stift von Benecos täglich benutzt, könnte etwa 2,6 Gramm Titandioxid im Jahr aufnehmen. Über Lebensmittel kommt bisher zwar mehr zusammen – im Mittel 44 Gramm jährlich für eine 60 Kilogramm schwere Frau –, doch aus Sicht des vorsorgenden Verbraucherschutzes kann kein Lippenstift im Test uneingeschränkt empfohlen werden.
Mineralölbestandteile
Auch Mineralölbestandteile (MOSH) bringen Gesundheitsrisiken mit sich. 2012 stufte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Menge an MOSH, die Menschen über Lebensmittel aufnehmen, als „potenziell besorgniserregend“ ein. Auch über Lippenstift können diese Verbindungen in Organe und Gewebe gelangen – die Folgen sind noch unklar. Die Hersteller setzen in fast allen Stiften der konventionellen Kosmetik im Test bewusst Mineralölbestandteile und MOSH-ähnliche synthetische Kohlenwasserstoffe ein, weil diese Stoffe für die gewünschte Konsistenz, Pflege, Glanz sorgen.
Mit ihren besonders hohen Werten konfrontiert, rechtfertigten sich Chanel und Catrice damit, dass sie sich an die Vorgaben des Europäischen Kosmetikverbandes halten würden. Die Stifte seien sicher bzw. unproblematisch. Die Tester sehen das anders: Solange nicht feststeht, welche Folgen MOSH-Anreicherungen im Körper haben, stufen sie sie als bedenklich ein.
Frei von Mineralölen sind neben dem Lippenstift von Annemarie Börlind alle fünf Produkte mit Naturkosmetik-Siegel. In zertifizierter Naturkosmetik sind die Stoffe verboten.