29.9.2020

AK-Pendlerstudie: Mobilität ist wichtiger Standortfaktor

Pendlerstudie des Joanneum Research im Auftrag der AK Kärnten mit rund 200.000 Arbeitnehmern zeigt, dass Kärntner Beschäftigte oftmals keine Wahl zwischen öffentlichem Verkehr und dem Auto haben. „Die Arbeitnehmerförderung ist ein taugliches Instrument für Berufspendler mit einem niedrigen Einkommensniveau. Gleich ob mit dem Pkw oder als Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel“, so AK-Präsident Günther Goach.

Kärnten − Land der Berge, Seen und Berufspendler. Und davon nicht zu wenige: 159.570 Arbeitnehmer pendeln. Davon sind 80.176 Menschen in Kärnten sogenannte „Auspendler“, d.h. sie verlassen ihren Wohnort, um in einen der neun weiteren Kärntner Bezirken oder außerhalb Kärntens zu arbeiten. Demgegenüber stehen 79.394 „Einpendler“, die von einem Kärntner Bezirk oder außerhalb des südlichsten Bundeslandes zu ihrer Arbeitsstätte nach Kärnten pendeln. Die wirtschaftliche Dynamik, also auch die meisten Arbeitsplätze finden sich im Kärntner Zentralraum und in den industriell geprägten Regionen.

Das Pendler-Saldo (Zahl der Einpendler minus Auspendler in Kärnten) verdeutlicht diese Annahme: In Klagenfurt-Stadt (22.081 Einpendler), Villach-Stadt (8.518 Einpendler) und dem industriell geprägten Wolfsberg (245 Einpendler) pendeln mehr Menschen ein als aus. Bei Wolfsberg sind dafür besonders die überregionalen und ausländischen Einpendler verantwortlich.

Maßgeblich zum Beschäftigungswachstum in der Region Wolfsberg (plus 52,6 Prozent an Einpendlern im Vergleich zu 2014) – wie auch in Völkermarkt (plus 38,3 Prozent) – tragen vor allem von der im Ausland wohnhaften Beschäftigten bei. Wolfsberg und Völkermarkt werden für qualifizierte ausländische Fachkräfte immer attraktiver als Arbeitsregion. Ohne den wachsenden Anteil an Beschäftigten mit nicht-österreichischem Wohnort würde es ein leichtes Beschäftigungsminus bspw. im Produktionssektor in Kärnten geben. Laut Prognose des Joanneum Research Institutes wird die Fertigstellung des Koralmtunnels zu einem weiteren Beschäftigungswachstum in Unterkärnten führen. „Mobilität im Sinne von Bewegungsfreiheit ist ein wichtiger Standortfaktor und von großer Bedeutung für Arbeitnehmer und Betriebe“, bekräftigte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser.

Woher kommen die Beschäftigten am Arbeitsort?

Der Bezirk Klagenfurt-Stadt zählt mit 57.529 und Villach mit 31.200 Beschäftigten als zentraler Arbeitgeber für Arbeitnehmer. Diese Strahlkraft und dessen Arbeitsplatzangebot zieht überregional Beschäftigte an. Im Gegensatz dazu steht der Bezirk Hermagor: Hier werden kaum Beschäftigte aus anderen Regionen gewonnen – die Vernetzung hier gilt als unterdurchschnittlich.

Herkunft der Beschäftigten in Kärnten
© Joanneum Research

Pendlerzeit mit PKW im Österreich-Schnitt

Gemessen an Fahrminuten mit einem PKW, befinden sich 95 Prozent aller Pendlerströme in Kärnten innerhalb einer Fahrzeit von 40 Minuten. Damit liegt die PKW-Pendelzeit im Österreich-Schnitt. Ein Großteil, rund 41,8 Prozent der in Kärnten Beschäftigten wohnt und arbeitet auch innerhalb ihrer Gemeinde – besonders hoch ist dieser Anteil im Bezirk Hermagor mit 54,6 Prozent. 82,4 Prozent der Arbeitnehmer erreichen innerhalb von 30 Minuten ihren Arbeitsplatz.

Konzentriert man sich auf den Produktionssektor ist der Anteil der Beschäftigten, die in der selben Gemeinde wohnen und arbeiten mit 36 Prozent (19.728 Arbeitnehmer), etwas geringer. Zugleich steigt der Anteil der Pendler mit bis zu 30 Minuten Anfahrtszeit zum Arbeitsplatz auf 47 Prozent (25.766 Arbeitnehmer). Betroffen davon sind vor allem wieder die Bezirke Klagenfurt- und Villach-Stadt sowie Wolfsberg und Völkermarkt. Der Bezirk Völkermarkt hat mit Abstand den geringsten Anteil an Beschäftigten in der Produktion, die in der Wohnortgemeinde Arbeit finden (21,1 Prozent), aber dafür ist der Anteil der Arbeitnehmer mit 30 Minuten Anfahrtszeit – mit 61 Prozent – sehr hoch.

Dienstleistung bleibt in Wohngemeinde

Im Dienstleistungsbereich wird zwar vermehrt in der Wohngemeinde gearbeitet (44,1 Prozent), dennoch ist der Anteil der Arbeitnehmer, die länger als eine Stunde pendeln, im Steigen begriffen. Etwa in Wolfsberg (7,8 Prozent), wo der Beschäftigungsanteil im Dienstleistungsbereich generell gering ist. Auch in Villach-Land wird öfters länger als eine Stunde gependelt: Hier ist davon auszugehen, dass vermehrt unternehmensbezogene Dienstleister für den wissensintensiven Bereich nach Villach-Stadt pendeln.

Pendeln mit öffentlichem Verkehr günstig aber schlecht erreichbar

In peripheren Regionen - wie Hermagor oder Spittal/Drau - kann pendeln teuer sein und zu erheblichen Einbußen führen. Oftmals haben Arbeitnehmer keine Wahl und müssen die Option Auto wählen um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. So kostet eine Strecke zwischen Hermagor und Villach, wenn mit dem Auto gependelt wird, zwischen 311 Euro und 818 Euro. Das bedeutet, dass zwischen 14,1 bzw. 37,2 Prozent des Brutto-Medianeinkommens nur für die Fahrt in die Arbeit bezahlt werden muss. Bei Teilzeitarbeit oder noch weniger bezahlten Beschäftigungsformen in Wirtschaftsbereichen mit niedrigen Einkommen kann dies dazu führen, dass sich die Arbeit einfach nicht mehr lohnt. Hingegen zeigt ein direkter Vergleich mit dem PKW deutlich, dass der öffentliche Verkehr preiswerter ist. Einziger Wermutstropfen: Mit einem Erreichbarkeitsgrad für regionale Zentren von 58 Prozent innerhalb von 30 Minuten ist Kärnten Schlusslicht in Österreich. Fazit: Pendeln mit dem öffentlichen Verkehr ist zwar billiger, jedoch schwer möglich.

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