Stopp dem Lohnraub: Knapp 42 Millionen Mehr- und Überstunden nicht bezahlt
Ein Viertel aller geleisteten Mehr- und Überstunden wurden im Vorjahr in Österreich weder bezahlt noch mit Zeitausgleich abgegolten. Das zeigen Zahlen der Statistik Austria*. Arbeitnehmer:innen mussten also auf viel Geld verzichten und auch Staat und Sozialversicherung wurden um Milliarden gebracht. AK-Präsident Günther Goach: „Es sind rasch Maßnahmen umzusetzen, um künftig den Lohnraub und die negativen Folgen für den Staat zu verhindern!“
Maximilian Turrini, Leiter der AK-Abteilung Sozialpolitik und Recht, verweist auf die Problematik: „Nicht bezahlte Überstunden gehören zu den häufigsten Beratungsthemen im Arbeitsrecht. Vielfach beschweren sich die Beschäftigen erst nach der Auflösung des Dienstverhältnisses.“ Der Arbeitsrechtsexperte rät allen Betroffenen, sich rasch an die AK zu wenden, denn: „Nicht bezahlte Ansprüche verjähren grundsätzlich nach drei Jahren. In vielen Arbeits- und Kollektivverträgen werden aber auch kürzere Verfallsfristen vereinbart. Es gilt also, keine Zeit zu verlieren.“ Arbeitszeitaufzeichnungen sind die Grundlage für die Kontrolle, die AK stellt dafür allen Arbeitnehmer:innen den Zeitspeicher als App oder Webversion kostenlos zur Verfügung.
In Summe haben Österreichs Arbeitnehmer:innen im vergangenen Jahr 168,9 Millionen Mehr- und Überstunden geleistet. Im Schnitt wurde jede vierte Stunde nicht bezahlt, bei Frauen war es sogar jede dritte. Goach: „Das sind 2,3 Milliarden Euro an Bruttoentgelten. Dieses Geld fehlt den Menschen, um das tägliche Leben zu bestreiten. Dem Staat entgehen Einnahmen in der Höhe von knapp einer Milliarde Euro an Lohnsteuer und mehr als 300 Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen. Geld, das angesichts der miserablen Budgetlage dringend notwendig ist.“
Die AK Kärnten fordert:
- Die rasche Umsetzung der von der Regierung angekündigten Maßnahmen, zur verpflichtenden Meldung der vereinbarten Arbeitszeiten im Zuge der Anmeldung bei der Sozialversicherung. Zudem müssen Arbeitszeiten fälschungssicher erfasst und vor nachträglichen Änderungen geschützt werden.
- Die notwendige Aufstockung des Personals in den Arbeitsinspektoraten, um verstärkt Kontrollen durchführen zu können.
- Verfallsfristen von Überstundenzuschlägen in Arbeitsverträgen müssen verboten werden, um die Ansprüche der Beschäftigen sicherzustellen.
*www.statistik.at – Arbeitsmarktstatistik 2024